Tipp im Oktober: Bewusst atmen – immer mal wieder

Nichts begleitet uns lebenslang so beständig wie der Atem. Er „ist“ gewissermaßen das Leben. Und da er immer bei uns ist, können wir seine Unterstützung an jedem Ort und zu jeder Zeit nutzen. Der Atem verbindet die äußere mit der inneren Welt. Das trifft zwar auch auf die Ernährung zu, dort handelt es sich allerdings eher um ein Einverleiben und Aneignen – selbst wenn wir beim Essen sehr achtsam sein sollten. Beim Atem vollzieht sich diese Verbindung viel subtiler.

Therapeutisch gesehen, scheint etwas anderes noch bedeutsamer: Der Atem verbindet Körper, Seele und Geist. Was soll das heißen? Der Körper befindet sich immer im Hier und Jetzt. Unsere Gedanken dagegen beschäftigen sich viel damit, was war und was sein wird – und daraus entstehen bekanntlich häufig Probleme und Symptome, wir grübeln, sind traurig, wütend, ängstlich … Unsere Gefühle unterliegen also dem Einfluss von beiden Seiten: körperliche Empfindungen, die durch Gedanken gedeutet, aber auch angestoßen werden.

Mit der Konzentration des Bewusstseins auf den Atem holen wir den Geist ins Hier und Jetzt, wir können uns mit dem Atem wahrnehmen: „Ich bin da“ und auch „Ich bin da, wo es keine Probleme gibt“. Wir werden „lebendig“ oder „real“, wie Thich Nhat Hanh sagt, denn nur im Hier und Jetzt ist Leben, hängen wir dagegen in Vergangenheit oder Zukunft fest, sind wir „tot“. Das achtsame Atmen (ohne zu bewerten, d.h. ohne beim Atmen eine besondere Leistung zu erbringen) ist eine Praxis der „Auferstehung“, der Erweckung zum Leben.

Tipp: Erinnern Sie sich tagsüber regelmäßig – oder lassen sich durch Handy, Zettel am PC u.ä. daran erinnern, für ein paar Momente achtsam zu atmen. Synchron zum Atemfluss können Sie innerlich eine Art Mantra oder Gatha sprechen. Eine ganz einfache Form wäre: „Ich atme ein. Ich atme aus. Ich bin da.“ Sehr schön (frei nach Thich Nhat Hanh) finde ich die Formel: „Mit dem Einatmen schenke ich mir ein Lächeln. Mit dem Ausatmen komme ich zur Ruhe. Es gibt nichts zu tun.“ Statt oder, je nach Länge der Atempause auch ergänzend zu „Es gibt nichts zu tun“ kann man auch sagen: „Das Leben ist voller Wunder.“ Bedenken Sie aber auch: Ihr Atem ist ganz individuell, vielleicht passt dieser oder jener Spruch nicht „synchron“. Wie wäre es dann z.B., vorher und nachher innerlich zu sagen: „Ich bin okay so wie ich bin. Nichts muss, vieles kann.“

Text: © C. Wagner (Vors. d. NHV Taunus), entnommen der Website wastutdirgut.de

Bild: © John Hain auf Pixabay

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